Antipsychiatrie Zurück
Lassen Sie sich nicht durch den Namen Antipsychiatrie abschrecken. Öffnen Sie sich für andere Sichtweisen und Meinungen. Nicht für jeden ist dies der richtige Weg, man kann aber mal reinschnuppern.
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Ich habe diese Seite eingestellt, um auch andere Sichtweisen darzustellen. Denn was die Psychiatrie bisher leistet ist nicht der Weisheit letzter Schluß. Immer noch setzt sie zu sehr auf das biologische Krankheitsbild.
Die mir bekanntesten Antipsychiater sind Franco Basaglia und Ronald D. Laing und Thomas Szasz. Seit einiger Zeit wird Antipsychiatrie nicht mehr von den Psychiatern und Psychologen vertreten sondern von den Betroffenen selbst. Sie nennen sich Psychiatrie-Überlebende (psychiatric survivors). Diese Bewegung ist vor allem in Canada und den USA besonders aktiv, aber auch in Europa formiert sich Widerstand gegen die Psychiatrie von Seiten der Betroffenen. Diese Bewegungen beziehen sich vor allem auf den Psychiater Thomas Szasz, der die Psychiatrie radikal verwarf. Bekanntere Namen sind Judi Chamberlin, Irit Shimrat, Peter Lehmann und Rene` Talbot. Viele Psychiatrie-Erfahrene sind nicht mehr bereit, sich mit Medikamenten behandeln zu lassen, die sehr viele, zum Teil lebensbedrohende Nebenwirkungen haben. Zudem kommt, daß sie ihr Leben selbst bestimmen wollen, und nicht von der Psychiatrie bevormundet werden wollen. Dies liegt vor allem daran, daß sich die Psychiatrie bislang wenig für die Interessen und Erfahrungen der Betroffenen interessiert hat. Wichtig an der Bewegung finde ich vor allem, daß die Betroffenen sich endlich selbst zu Wort melden, die gesellschaftliche Dimension der Erkrankungen hinterfragen und mehr Unterstützung fordern. Leider ist bislang nur ein kleiner Teil der Betroffenen organisiert. Die Psychiatrie erklärt die psychischen Krankheiten durch biologische Ursachen. Sie ließ psychologische und gesellschaftliche Ursachen bisher links liegen. Bisher ließen sich die Betroffenen meist an den Rand der Gesellschaft drücken. Antipsychiatrische Experimente sind und waren immer umstritten, haben aber auch neue Wege aufgezeigt. In Deutschland gibt es zur Zeit ein Weglaufhaus in Berlin. Dort wird nicht therapiert und nicht mit Medikamenten behandelt. Es muß sich noch zeigen, ob sich dieses Konzept bewährt oder geändert werden muß.
Viele Psychiatrie-Überlebende haben sich aufgrund ihrer Erfahrungen in der Psychiatrie der 70er und 80er von der Psychiatrie abgewendet und versucht ihre eigenen Wege zu gehen. Damals war die Psychiatrie bestimmt schrecklich. Heute jedoch ist sie etwas humaner geworden. Psychologische Hilfe gibt es in einigen Kliniken schon. Doch immer noch wird unsere Krankheit verwaltet. Pfleger und Psychiater behalten sich das Recht vor, Gewalt anzuwenden. Zudem versuchen viele die bestehende Abhängigkeit der Patienten auszunutzen. Viele fürchten auch um ihre Arbeitsplätze, die entfallen könnten, würden Kliniken geschlossen, so wie in Italien oder in Bremen. Man muß aber selbst gesehen haben, wie aus willenlosen hospitalisierten Menschen eigenständige Individuen werden, wenn sie die Anstalt verlassen. Diese benötigen zwar Unterstützung aber keine Bevormundung.
Psychisch Kranke werden immer noch von der Gesellschaft ziemlich ausgegrenzt. Man enspricht halt nicht mehr den Gesetzen der Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft. Viele Psychisch Kranke lassen sich auch nicht wie körperliche Behinderte als positive Bewältigung des Schicksals präsentieren. Fast alle haben aber auch Angst, selbst krank zu werden. Aus dieser Angst heraus will man sich nicht mit der Problematik beschäftigen und stigmatisiert die Betroffenen.
Die Thesen Franco Basaglias haben sich nicht bewahrheitet. Auch freie Patienten in Italien werden chronisch krank. Trotzdem hat die Abschaffung der Anstalten in Italien zu einer erheblichen Verbesserung der Lage der psychisch Kranken in Italien geführt. Stellenweise wird die Psychiatriereform in Italien auf von Konservativen Mitarbeitern und Verwaltungen boykottiert.
Die Weigerung Medikamente zu nehmen ist umstritten, weil viel mehr Patienten, die keine Medikamente nehmen wieder krank werden, als die, die Medikamente nehmen. Zusätzlich gilt es in der westlichen Welt als Kunstfehler, Patienten nicht mit Medikamenten zu behandeln.
Links: Top
Psychiatric Survivors:
Psychiatrie-Erfahrene-Netz (Berlin)
Peter Lehmann Antipsychiatrie-Verlag (Berlin, kommerziell)
Zeitschrift Dendron (Support Coalition) (USA)
The Voice of Madness (USA)
Shoshanna'sPsychiatric Survivors' Guide (USA/Kanada)
Successful Schizophrenia (USA)
Lunatics` Liberation Front (Kanada) (Irit Shimrat)
Peter Breggin (USA)
Kannadische Psychiatric Survivors
European Newsletter of users and ex-users of the Mental Health System ENUSP
Antipsychiatry (Duncan Double)
keine Survivors, aber interessante Seiten:
Walkers in the Darkness (Depression) (USA)
Pendulums Bipolar / Manic depression Pages (USA)
Mind-Org (Großbritannien)
Oder einfach in den Suchmaschinen mit psychiatric survivors suchen.
Vor allem in Canada und den USA gibt es eine Menge Seiten von Psychiatrie-Überlebenden und -Gegnern.
Adressen: Top
Weglaufhaus Innitiative Ruhrgebiet
c/o OASE, Buscheyplatz 3, 44801 Bochum, Telefon Annette: 0234-16897
Tel.: 030/406 321 46
Die Tagessatzfinanzierung deckt bloß die nötigsten
Ausgaben des Weglaufhauses. Deswegen ist der Trägerverein auf
Spenden angewiesen. Wenn eine das Projekt fördern möchte,
informieren die MitarbeiterInnen gern, auch über die Möglichkeit
einer Patenschaft.
Spendenkonto: Sparkasse Berlin, BLZ 100 500
00, Kto. 1150018450.
Support Coalition International
PO
Box 11284, Eugene, OR 97440-3484, USA
Literatur: Top
1) "Der chemische Knebel. Warum Psychiater Neuroleptika
verabreichen" - mit Tips zum Absetzen - von Peter Lehmann, Peter
Lehmann Antipsychiatrieverlag Berlin 1993
2) "Das
Weglaufhaus. Zufluchtsort für Psychiatrie-Betroffene,
Erfahrungen, Konzeptionen, Probleme" von Uta Wehde,
Antipsychiatrieverlag Berlin 1991
3) "Statt Psychiatrie"
herausgegeben von Kerstin Kempker und Peter Lehmann,
Antipsychiatrieverlag Berlin 1993
4) "Phänomenologie der Erfahrung" von Ronald D.Laing, edition suhrkamp
5) "Knoten" von Ronald D.Laing, RoRoRo 1993
6) "On Our Own", Judi Chamberlin, 1981
7) "Teure Verständnislosigkeit" - Kerstin Kempker, Berlin 1991
erstellt 16.01.1998, Version vom 23.10.2017, Johannes Fangmeyer,
GNU-FDL
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